ROSI – Räumliche Orientierung – Sprachlich induziert

Konzept

ROSI soll differenzierte Auskünfte zum räumlichen Orientierungsvermögen liefern – und das auf der Grundlage verbalen Aufgabenmaterials. Es wird damit eine aufschlussreiche Ergänzung zu den Verfahren geboten, die räumlich-figurale Fertigkeiten allein mit graphischen Items prüfen.

Einsatz

ROSI ist insbesondere für eignungsdiagnostische Untersuchungen zu empfehlen. Zu denken ist an Berufe, bei denen es verstärkt darum geht, sprachlichen Input in ein mentales Modell der räumlichen Gegebenheiten umzuwandeln. Anforderungen dieser Art sind u. a. durch Ingenieure, Architekten, Mediziner, Designer oder auch Berufskraftfahrer zu bewältigen.

Struktur

ROSI gliedert sich in zehn Aufgabenblöcke. Alle einschlägigen Analysen weisen darauf hin, dass eine relativ homogene Fähigkeitskomponente erfasst wird: Im Ergebnis einer konfirmatorischen ML-Faktorenanalyse erweist sich das Ein-Faktor-Modell als hochgradig plausibel. Im Weiteren lässt sich auch die Verträglichkeit der ROSI-Daten mit den Vorgaben des eindimensionalen Rasch-Modells aufzeigen.

Durchführung

ROSI wird unter Power-Bedingungen bearbeitet. Die Vorgabe der räumlich-figuralen Anforderungen erfolgt über eine schriftsprachliche Instruktion. Jede der 10 ROSI-Aufgaben ist in vier Schritten zu bearbeiten, wobei der nächste immer auf dem vorangegangenen Schritt aufbaut. Nach jedem Schritt ist eine Lösung anzugeben, zu der eine Rückmeldung erfolgt. Damit wird das Lernen während der Testprozedur ermöglicht.

Reliabilität

ROSI weist eine Reliabilität auf, die den Ansprüchen an ein solides Diagnostikum entspricht.  Ermittelt wurde ein Cronbach´s   von .82. Auch die Trennschärfen genügen den testdiagnostischen Erwartungen. Sie unterschreiten in keinem Fall die Marke .44 und erreichen maximal den Wert .60.

Validität

ROSI ist ein auf mehreren Ebenen validiertes Verfahren. Zunächst ist die mit der Messintention übereinstimmende homogene Struktur hervorzuheben (s. o.). Im Weiteren konnten inhaltlich schlüssige Beziehungen zu anderen Raumvorstellungs-Tests ermittelt werden. Es bestätigte sich dabei, dass in die Bewältigung der ROSI-Anforderungen (erwartungskonform) sowohl verbale als auch räumlich-figurale Leistungsanteile einfließen. Und schließlich ließen sich unter Hinzuziehung des Außenkriteriums „figural-räumliches Selbstkonzept“ auch Belege für die  inkrementelle Validität des Verfahrens erbringen.

Normen

ROSI lässt sich unter Heranziehung von vier Normtabellen auswerten: Neben einer Gesamtnorm ROSI-Summenscore wurden auch geschlechtsspezifische Normen für den ROSI-Summenscore berechnet, da Geschlechtsunterschiede deutlich hervortreten (und zwar – übereinstimmend mit Resultaten der geschlechtsvergleichenden Forschung in diesem Leistungsbereich – zugunsten der Männer). Im Weiteren wurden noch die Gesamt- und Geschlechtsnormen für die Bearbeitungszeit ermittelt.

Weiterführung

ROSI stützt sich in der vorliegenden Form auf Daten, die an einer vorwiegend studentischen Stichprobe erhoben wurden (N = 148). Um die Basis für Referenzaussagen zu verbreitern, sind weitere Erhebungen dringend nötig. So sind gezielt Berufsgruppen mit mehr und weniger starken Anforderungen an die räumliche Orientierung (bei sprachlicher Vermittlung) einzubeziehen. Auch gilt es, Stichproben mit größerer Altersstreuung zu berücksichtigen. Und schließlich sind Studien in Hochleistungsgruppen wünschenswert. Es gilt hier die Annahme zu prüfen, dass ROSI gerade im oberen Leistungsbereich der verbalen und räumlich-figuralen Intelligenz gut differenzieren dürfte.